ASB-EngagementstudieZwischen Selbstbezüglichkeit und Gemeinschaftssinn

Studie zu Motiven für Engagement

Im Jahre 1888 legten sechs Berliner Zimmerleute mit dem von ihnen organisierten „Lehrkursus über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen“ den Grundstein für den heutigen Arbeiter-Samariter-Bund. Dies geschah ehrenamtlich.

Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Genauso wie bei seiner Gründung entstehen bis heute viele Dienste im ASB: Engagierte Menschen finden sich zusammen und erhalten die Chance, sich unter dem Dach des ASB für die Gesellschaft einzusetzen und soziale Verantwortung zu übernehmen. Der ASB übernimmt Verantwortung, er zeigt Präsenz und schafft Angebote, in denen sich Engagierte für Menschen in ihren jeweiligen Sozialräumen einsetzen. 

Ehrenamt ist unverzichtbar

Prof. Dr. Michael Stricker, Präsident des ASB NRW und Bundesvorstandsmitglied des ASB Deutschland, bringt es so auf den Punkt: “In Organisationen wie dem ASB erlebt jeder tagtäglich, in den verschiedensten Bereichen zu kooperieren und sich zu einigen. Deshalb ist es wichtig, herausfinden, wie wir neue Engagierte finden können, um unsere Engagementangebote und Strukturen weiter auszubauen.  Das ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit im ASB und gerade in demokratischer Hinsicht in der heutigen Zeit außerordentlich wichtig.”

Der ASB folgt dem Grundsatz, dass Aufgaben vor allen Dingen dann verwirklicht werden können, wenn verantwortungsbewusste und motivierte freiwillig Engagierte sowie hauptamtlich Mitarbeitende gleichwertig und vertrauensvoll zusammenarbeiten. 

Die Landesvorsitzende des ASB NRW, Lisa Kapteinat, betont: Die Bedeutung von Hilfsorganisationen wird, auch im Angesicht der Krisen unserer Zeit, zunehmend als unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft anerkannt. Vor allem das Ehrenamt spielt hierbei eine herausragende Rolle. Dem ASB gelingt es, Themen zu identifizieren, mit denen Menschen für soziales Engagement begeistert werden können. Auch dank
diesem Engagement werden Projekte ins Leben gerufen, die insbesondere den Menschen in unserer Gesellschaft zugutekommen, die Hilfe und Unterstützung benötigen."

Das Studiensetting

Die Strahlkraft des ASB hat auf professionelle Helfende, die sich haupt- und ehrenamtlich im ASB engagieren, eine große Anziehung. Besonders schätzen sie, dass ihnen in der starken Gemeinschaft des ASB auf Augenhöhe begegnet wird. Dennoch steht auch der ASB in der Gewinnung von freiwillig Engagierten im Wettbewerb. Deshalb will der ASB auch diese Menschenschätze noch besser ansprechen, binden und in ihrer Entwicklung fördern. 

Mit diesem Anspruch hat die gemeinsame Initiative von Bundesverband, den Landesverbänden NRW, Bayern und Sachsen in 2024, nach der bereits in Zusammenarbeit mit rheingold Institut in 2023 durchgeführten ASB-Arbeitgeberstudie, eine weitere Untersuchung in Auftrag gegeben, die das freiwillige Engagement in den Fokus nimmt.

Drei Forschungs­schwerpunkte

Tiefenpsychologisches Verständnis der Motivationen, Sehnsüchte und Barrieren bei aktuellen und potenziellen Engagierten.

Analyse der Customer Journey zum Ehrenamt und der wichtigen Bindungsfaktoren.

Ableiten von Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Ansprache, Gewinnung und Organisation von Engagement.

Stimmen von Studienteilnehmer:innen

Frei von Zeit- und Leistungsdruck

„Ich verspreche mir von einer ehrenamtlichen Tätigkeit ein anderes Zeitmanagement – frei von Zeit- und Leistungsdruck.“

Zwei ASB-Einsatzkräfte vor einem ASB-Rettungswagen, im Hintergrund das Riesenrad einer Kirmes

Wie nach Hause kommen

„Es geht um das Miteinander und vom Alltag abschalten zu können. Es ist immer wie nach Hause zu kommen, da ist immer jemand da und man fühlt sich wohl in seiner Ehrenamts-Familie.“

Selbstbestimmt engagiert

„Ich war ein Leben lang fremdorientiert und habe es anderen recht gemacht. Da muss man erst 52 werden, um selbstbestimmt aktiv werden zu können.“

Auch mal NEIN sagen

„Ich tendiere dazu, immer schnell JA zu sagen. Deshalb muss eine Anfrage auch eine Anfrage sein, zu der man auch NEIN sagen darf. Ich will keinen zweiten Arbeitsvertrag voller Verpflichtungen.“

Wo Gegensätze verbinden können

„Wo bzw. wann kommen denn sonst die Leute zusammen, die gegensätzlicher nicht sein könnten? Klar sind z. B. unterschiedliche politische Ansichten ein Pulverfass aber im Dienst ist das vollkommen egal! Da hilft jeder jedem.“

Wichtige Erkenntnisse

Insgesamt lassen sich aus den Interviews sechs Kernmotivationen ableiten, die für die Wahl eines Engagements zentral sind. Diese Sehnsüchte und Needs bieten die Strategie, um brachliegende Energie in Menschen zu aktivieren und sie für das Engagement zu begeistern. 

Dabei sind die Motive ,,Aktiv-Passiv-Umkehr" und ,,Kompensation" für jede Form des Engagements zutreffend, wahrend die anderen besonders für den ASB zutreffen. 

Handlungsempfehlungen (PDF zum Download)

Stimmen aus dem ASB

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Demokratie fördern, Austausch ermöglichen

Ehrenamt ist wichtig für unsere Gesellschaft und den Erhalt unserer Demokratie. Denn nur, wenn sich Menschen aktiv dafür einsetzen, kann eine Demokratie auch wirklich funktionieren. Im Ehrenamt (beim ASB) trifft man auf ganz unterschiedliche Menschen. So kann man seinen Horizont erweitern und verschiedene Perspektiven kennenlernen. Es entstehen Kontakte und ein Austausch, der über den engsten Familien- und Freundeskreis hinausgeht. Das Miteinander mit vielen unterschiedlichen Personen und flachen Hierarchien fördert die Demokratiebildung. 

Prof. Dr. Michael Stricker
Präsident ASB NRW e.V.,
Bundesvorstandsmitglied ASB Deutschland e.V. 

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Individuelle Teilhabe und gesellschaftliche Integration

Die Bedeutung von Hilfsorganisationen wird, auch im Angesicht der Krisen unserer Zeit, zunehmend als unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft anerkannt. Vor allem das Ehrenamt spielt hierbei eine herausragende Rolle.
Ehrenamtliches Engagement fördert individuelle Teilhabe und gesellschaftliche Integration und trägt zur Chancengleichheit bei. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, das gemeinschaftliche Zusammenleben aktiv mitzugestalten und neue Perspektiven zu gewinnen.

Lisa Kapteinat
Landesvorsitzende ASB NRW e.V. 

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Der ASB ist mehr Sein als Schein. Es ist für den ASB an der Zeit, den Schein aufzupolieren, um gesehen zu werden. Der ASB hat alle Voraussetzungen dafür, Menschen zu begeistern und sie in ihren Bedürfnissen mit offenen Armen zu empfangen. Denn gesellschaftliches Engagement und Gemeinschaft sind Teil seiner DNA.

Stephan Grünewald
rheingold Institut

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Ein professionelles und auch kümmern-des Ehrenamtsmanagement sowie belast-bare verbandliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind unabdingbare Voraussetzungen für ein lebendiges und nachhaltiges Engagement in unserem Verband.

Dr. Stefan Sandbrink
Landesgeschäftsführer
ASB NRW e.V.

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Ehrenamtlich engagierte Samariterinnen und Samariter leisten wertvolle Arbeit in zahlreichen Bereichen, von der Pflege über die Katastrophenhilfe bis hin zur Jugend-arbeit. Sie bringen ihre Zeit, Fähigkeiten und ihr Engagement ein, um Menschen in Not zu unterstützen und das Gemeinwesen zu stärken. 

Dr. Uwe Martin Fichtmüller
Hauptgeschäftsführer
ASB Deutschland e.V. 

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Wenn sich Menschen füreinander einsetzen, entsteht eine bunte und starke Gesellschaft, in der Zusammenhalt und Empathie im Mittelpunkt steht. Im Rahmen unsere Verbandsentwicklungsprozesses „Menschenschätze und Menschen schätzen“ entwickeln wir gemeinsame Strategien und Maßnahmen zur Aktivierung, Wertschätzung und Beteiligung im ASB.

Stefanie Könitz-Goes
Projektleitung ASB NRW e.V.

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Ohne Ehrenamt hat der ASB weder eine Vergangenheit, Gegenwart noch Zukunft. Umso wichtiger sind Erkenntnisse für die Zukunft, wie der ASB für Ehrenamtliche weiterhin interessant bleibt und sogar seine Attraktivität noch steigern kann. 

Dr. Jarno Lang
Landesgeschäftsführer
ASB Landesverband Bayern e.V.

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Ein beeindruckendes Beispiel für die Wirkungskraft von Attraktivität zeigt sich im Projekt „ASB-Wünschewagen“. Dieses Projekt verdeutlicht eindrucksvoll, wie stark der freiwillige Einsatz, und mit ihm auch der ASB, strahlen kann. 

Stefan Mette
Landesgeschäftsführer
ASB Landesverband Sachsen e.V.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der untersuchten Gruppen

Für Jüngere sind vor allem Selbstwirksamkeit und Identität wichtig. Gerade im jungen Erwachsenenalter (14-25 Jahre) ist das Finden einer eigenen Identität noch ein großes Thema. 
Uber ein Engagement können wichtige Entwicklungsaufgaben bewältigt und Selbstwirksamkeit erfahren werden, z.B. durch Übernahme von Verantwortung, Selbstorganisation oder Teamarbeit, die im normalen Alltag oft seltener stattfinden. 

Ältere suchen häufiger die kompensatorische Funktion sowie die Aktiv-Passiv-Umkehr. Wer bereits im Berufsleben angekommen ist und hier nicht die erhoffte Erfüllung findet, sucht eher nach einer kompensatorischen Funktion. Die Aktiv-Passiv-Umkehr baut meist auf einer gewissen Biografie auf, in der Passivität erlebt wurde. Nun (häufig mit Auszug der Kinder oder Ende des Berufslebens) wird nach der Möglichkeit zum aktiven Gestalten gesucht. 

Auf dem Land sind soziale Einbindung und Identität ausschlaggebende Motivationen. Oft mangelt es in ländlichen Gebieten an Vielfalt und Möglichkeiten, etwas Passendes für sich zu finden. Mit dem Ehrenamt hat man mehr Möglichkeiten, Kontakte zu km1pfen und Identität zu schaffen.

Besonders im Osten wird die Sehnsucht nach einem starken Zusammenhalt und dem Erhalt der alten ,DDR-Gemeinschaft' (v.a. bei Älteren) deutlich. Man sehnt sich nach Gleichberechtigung und einer kollektivistischen Gemeinschaft, in der Ziele, Werte und Überzeugungen geteilt und gelebt werden. Gerade in den aktuell turbulenten Zeiten erhofft man sich dadurch ein Gefühl von Stabilität und Halt im Alltag und in der Gesellschaft. Außerdem: Deutlich starker zeigt sich der Bedarf an Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit im Engagement. 

Bei Interessenten mit Migrationshintergrund wird Engagement als Teil ihrer Integrationsleistung verstanden. Das kann einen besonderen Druck erzeugen: Passt man in die Gruppe? Passt die eigene Persönlichkeit in den Rahmen? Wird man akzeptiert? Häufig sind Sorgen damit verbunden, auf Ablehnung zu stoßen. Soziale Einbindung ist daher ein großer Wunsch, sowie ein zentrales Ziel. Aber auch: Je nach kulturellem Hintergrund können bestimmte Seiten der Identität ausgelebt werden, die man sonst eher verbirgt (z.B. weiche Seiten, sich kümmern, sensibel sein). Hier braucht es Sensibilität bei der Rekrutierung und eine besondere Willkommenskultur im Onboarding, um diese Ängste zu nehmen. 

Situatives Helfen und langfristige Motive

Wichtig ist es aber auch, die unterschiedlichen Motive jenseits von gängigen Zielgruppen wie Junge oder Ältere zu verstehen. Denn auch die Art des Engagements spricht verschiedene Verfassungen an, die zielgruppenübergreifend wirken können. 

Situatives Helfen in Projekten oder Notsituationen funktioniert sehr gut als Einstieg. Daran sollte angeknüpft und für ein weiterführendes Engagement geworben werden. Gerade für Interessierte, die Berührungsängste mit langfristiger Verpflichtung haben, ist das eine gute Alternative. Selbstwirksamkeit, kompensatorische Funktion und Wertschätzung sind dabei zentral. 

Bei langfristigem Engagement sind Motive wie Passiv-Aktiv-Umkehr, Identitätsgenerierung und soziale Einbindung eher wichtig. Das klassische Ehrenamt ist häufig passender für Personen, die bereits gewisse Routinen im Alltag haben und selbstbewusst Verantwortung übernehmen wollen.

Langfristiges Engagement kann aber auch ein gutes Angebot sein, um an situatives Helfen beziehungsweise Projektarbeit anzuknüpfen. Die Motivationen und Energien, die im situativen Helfen aktiviert sind, gilt es aufzugreifen und mit der richtigen Ansprache langfristig zu integrieren. 

Stimmen von Engagierten im ASB

Eike Schweickert, ehrenamtlich Engagierter für die Sanitätsdienste

"Das Schöne am ASB ist der Zusammenhalt und die flachen Hierarchien. Alle packen überall mit an, egal welche Qualifikation man hat."

Christoph und Jessica Wischnat, ehrenamtliche Engagierte im Katastrophenschutz:

"Wir beide schätzen vor allem den familiären Zusammenhalt beim ASB. Egal, ob man privat oder dienstlich Hilfe braucht, man wird nie allein gelassen. Es ist besonders schön, dass unsere ganze Familie Teil dieser Gemeinschaft ist.“

Lukas Haas, ehrenamtlich Engagierter im Jugendverband ASJ:

"Mit 18 Jahren wurde ich selbst Jugendleiter, zusammen mit meinem besten Freund machen wir den Vorstandsvorsitz. Unser Geschäftsführer hat viel Vertrauen in mich gesteckt und mich bei Weiterbildungen unterstützt.“

Elfriede Hagedorn, ehrenamtlich Engagierte beim ASB-Wünschewagen:

"Als alleinerziehende Mutter hatte ich es oft nicht leicht. Doch egal, wie verzweifelt ich war – da war immer jemand, der uns ein Stück weitergeholfen hat. Daraus ist für mich der Entschluss entstanden, dass ich mich später ehrenamtlich einbringen werde.“

Portraitfoto

Kontakt

Stefanie Könitz-Goes
Projektleitung “Menschenschätze und Menschen schätzen”

0221 949707-62
0160 94403827
koenitz-goes(at)asb-nrw.de

Ute Ludwig
Leitung Stabsstelle Kommunikation und Medien

0221 949707-14
ludwig(at)asb-nrw.de